Allgemeine Informationen

Rabbit Haemorrhagic Disease (RHD), auch hämorrhagische Kaninchenkrankheit, China­seuche oder virale Hepatitis der Kaninchen genannt, ist eine hochansteckende Erkrankung der europäischen Kaninchen (Oryctolagus cuniculus). Sie kommt sowohl bei Wild- als auch bei Hauskaninchen vor und verursacht perakute, akute oder subakute Erkrankungen.

RHD wird durch Caliciviren, kleine, unbehüllte einzelsträngige RNA-Viren, verursacht. Das Rabbit Haemorrhagic Disease Virus (RHDV) ist mit dem European Brown Hare Syndrome Virus, das eine ähnliche Erkrankung bei Feldhasen (Lepus spp.) verursacht, eng verwandt. Es gibt mehrere genetisch und serologisch unterschiedliche RHDV-Varianten. Bis 2010 waren sechs verschiedene Genotypen bekannt, die serologisch kreuzreagieren. Diese werden als “klassische” RHDV oder RHDV1 bezeichnet. Ein neuer Serotyp, genannt RHDV2, wurde 2010 erstmals in Frankreich nachgewiesen und hat sich seither in ganz Europa und anderen Teilen der Welt ausgebreitet. Die durch RHDV2 verursachte Erkrankung ähnelt derjenigen von klassischen RHDV-Stämmen, ist aber mit einer etwas geringeren (aber extrem variablen) Mortalitätsrate assoziiert. RHDV2 kann auch einige Hasenspezies infizieren und infiziert auch, im Gegensatz zu RHDV1, sehr junge Kaninchen.

Von Januar 2018 bis September 2019 waren bei Laboklin nur noch 0,5 % der Proben RHDV/RHDV1-positiv, aber 53,3 % RHDV2-positiv.

RHDV/RHDV1 und RHDV2 werden v.a. oral übertragen. Kontaminiertes Grünfutter kann hierbei eine Rolle spielen. Insekten fungieren auch als mechanische Vektoren.

Eine Infektion mit RDHV verläuft häufig perakut, betroffene Tiere versterben plötzlich oder innerhalb weniger Tage. Klinisch können sich allgemeine Symptome zeigen wie Anorexie und Lethargie, aber auch neurologische Symptome wie Opisthotonus, Erregung, Ataxie oder Paralysen. Konjunktivitis und respiratorische Symptome wie Atemnot und Nasenausfluss (evtl. blutig) werden ebenfalls häufig beobachtet. Eine erhöhte Blutungsneigung kann in manchen Fällen beobachtet werden. Die chronische Form der RHD kommt nur bei einer geringen Anzahl von Tieren vor, bei denen sich dann eine Gelbsucht entwickelt.

Pathologisch zeigen sich v.a. Hepatomegalie und Splenomegalie. Histologisch kann bei betroffenen Tieren eine akute, nekrotisierende Hepatitis nachgewiesen werden. Blutungen und Blutstauungen in verschiedenen Organen werden häufig beobachtet.

Neben der klinischen Untersuchung und der Pathohistologie wird RHD v.a. durch den Virusnachweis mit Hilfe der real-time PCR diagnostiziert. Aufgrund der genetischen Unterschiede zwischen den RHDV-Stämmen müssen sowohl RHDV/RHDV1- als auch RHDV2- spezifische Methoden eingesetzt werden.

Eine Behandlung ist nicht möglich. Prophylaktisch wird eine Impfung empfohlen. Es stehen mehrere Impfstoffe zur Verfügung. Dabei ist zu beachten, dass sowohl gegen RHDV/RHDV1 als auch gegen RHDV2 geimpft werden sollte. Zurzeit werden in Deutschland v.a. RHDV2- Fälle beobachtet, allerdings kommen klassische RHDV-Stämme immer noch vor.