Ungewöhnliche Zellen in dem Blutausstrich einer Katze

 

SIGNALMENT UND ANAMNESE

Ein 10jährger, kastrierter Europäisch Kurzhaarkater wurde aufgrund von chronischem Erbrechen und Gewichtsverlust (um 2,2 kg) trotz Polyphagie vorgestellt.

Es war vorberichtlich keine Futterumstellung oder erhöhte Belastung erfolgt und zeitgleich mit den Symptomen waren mehrere Umfangsvermehrungen in der Haut aufgetreten.  

KLINISCHE UNTERSUCHUNG

Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich der Katzer lethargisch mit einem BCS 2/9 und das Abdomen erschien aufgetrieben. Es fanden sich mehrere, unterschiedlich große Umfangsvermehrungen in der Haut (wenige mm bis zu 0,5 cm) hinter dem rechten Ohr sowie an bei den Flanken. Einige dieser Knoten waren gerötet (Abb. 1).

Abb 1. Mehrere pinke, hirsekorngroße Hautknoten an der Flanke

WEITERFÜHRENDE UNTERSUCHUNGEN 

Hämatologie

Der Blutstatus ergab eine hochgradige Basophilie (2,4 x109/L, Referenzbereich, RB: 0-0.04 x109/L) und geringgradige Lymphopenie (0,82 x109/L, RB: 1-4 x109/L).

Darüber hinaus fanden sich im Blutausstrich große aypische Zellen (15% der kernhaltigen Zellen, 1,1 x109/L; Abb. 2).

Abb 2. Blutausstrich eines Katers mit multiplen Hautknoten (A, B) (Wright-Giemsa, 500-fache Vergrößerung).
Abb 2. Blutausstrich eines Katers mit multiplen Hautknoten (A, B) (Wright-Giemsa, 500-fache Vergrößerung).

Klinische Chemie

In der klinischen Chemie fand sich eine geringgradige Hypokaliämie (3,2 mmol/L, RB: 3.0-4,8 mmol/L) und niedrig normales Totalprotein mit geringgradiger Hypoalbuminämie (23 g/L, RB: 26-56 g/L).

Bildgebung

Eine Ultraschalluntersuchung des Abdomens ergab eine hochgradige Splenomegalie. Der Dünndarm zeigte eine erhöhte Wanddicke und abnormale Wandschichtung (Abb. 3A). Die mesenterialen Lymphknoten waren prominent (Abb. 3B).

Die röntgenologische Untersuchung des Thorax war unauffällig.

Abb. 3. Im Ultraschall zeigte sich ein vollständiger Verlust der Wandschichtung des Jejunums (A) sowie prominente, hypoechoische Mesenteriallymphknoten (B).
Abb. 3. Im Ultraschall zeigte sich ein vollständiger Verlust der Wandschichtung des Jejunums (A) sowie prominente, hypoechoische Mesenteriallymphknoten (B).

Zytologie

Von den Hautknoten sowie der Milz wurden Feinnadelaspirate (FNA) angefertigt und zytologisch untersucht (Abb. 4).

Abb. 4. Zytologisches Bild der FNA eines Hautknotens (A) sowie der Milz (B) (Wright-Giemsa, 500-fache Vergrößerung).
Abb. 4. Zytologisches Bild der FNA eines Hautknotens (A) sowie der Milz (B) (Wright-Giemsa, 500-fache Vergrößerung).

INTERPRETATION DER ERGEBNISSE

Im Blutausstrich fanden sich einige große Zellen mit violetten Granula (Mastzellen) was auf eine Mastozytämie aufgrund eines Mastzelltumors hindeutete.

Die hochgradige Basophilie ist vermutlich paraneoplastisch und die geringgradige Lymphopenie vermutlich Stress-assoziiert.

Das chronische Erbrechen sowie ein verminderte Kaliumaufnahme sind vermutlich die Ursache der geringgradigen Hypokaliämie. Die Hypoalbuminämie kann ebenfalls auf einen verminderte Proteinaufnahme, den kachektischen Zustand oder gastrointestinale Verluste zurückgeführt werden. Auch eine unzureichende Leberfunktion oder ein Verlust über die Nieren kann aufgrund einer normalen Globulinkonzentration nicht ausgeschlossen werden.

Die zytologische Untersuchung der Hautknoten und der Milz ergab das Vorliegen zahlreicher Mastzellen mit Atypien, was mit dem Vorliegen eines Mastzelltumors vereinbar war.

 

DIAGNOSE: Disseminierter Mastzelltumor mit Mastozytämie

 

THERAPIE UND VERLAUFSKONTROLLE

Aufgrund der schlechten Prognose, dem schlechten Zustand des Patienten sowie den möglichen Nebenwirkungen einer Chemotherapie entschied sich der Besitzer für die Euthanasie.

In der post-mortem Untersuchung fanden sich Mastzellen, sowohl in abgegrenzten Ansammlungen als auch in dichten Infiltraten, in Haut (Abb. 5A), Leber, Jejunum und Milz (Abb. 5B) sowie vermutlich in den Mesenteriallympknoten und dem Herz.

ZUSAMMENFASSUNGEN

Mastzelltumore sind eine seltene neoplastische Erkrankung von Katzen die in drei verschiedenen Ausprägungen vorkommen kann: kutane Form, viscerale Form und intestinale Form. Im vorliegenden Fall ist, aufgrund der systemischen Ausbreitung der Erkrankung, die ursprüngliche Form/Lokalisation nicht mehr feststellbar. Die Prognose von disseminierten Mastzelltumoren ist im Allgemeinen schlecht.

Eine Mastozytämie ist definiert als das Vorliegen von Mastzellen im peripheren Blut. Dies ist ein seltener Befund bei Katzen (Prävalenz 0.05%) und findet sich, im Gegensatz zum Hund, fast ausschließlich im Zusammenhang mit felinen Mastzelltumoren. Da die Sensitivität für Mastzellen im peripheren Blut gering ist, wird bei Patienten mit Verdacht auf Mastozytämie zu einer Untersuchung im Buffy Coat geraten.

 

Abb. 5. Histologie aus der post-mortem Untersuchung A. Kutaner Mastzelltumor einer Katze mit unverkapselten und infiltrativ wachsenden Umfangsvermehrungen innerhalb der Dermis (H&E, 40-fache Vergrößerung).
Abb. 5. Histologie aus der post-mortem Untersuchung B. Mastzelltumor in der Milz mit neoplastischen Zellen die metachromatische Granula im Zytoplasma aufwiesen (Toluidineblau Färbung, 1000-fache Vergrößerung).