Allgemeine Informationen

Coronaviren sind behüllte RNA-Viren, die auf ihrer Oberfläche keulenförmige Anhänge tragen, die im Elektronenmikroskop das Bild ähnlich einer Krone ergeben und der Virusfamilie ihren Namen gegeben haben. Da sie genetisch hochvariabel sind, ist eine Übertragung von Coronaviren auf und unter verschiedenen Arten möglich. Sie gehören  zu einer großen Gruppe von RNA-Viren, die respiratorische und/oder enterale Erkrankungen bei verschiedenen Tierarten und beim Menschen verursachen können.

Coronaviren Hund (CCoV, CCV, CECoV, CRCoV)

Eine Infektion mit caninen (enteralen) Coronaviren (CCoV, CCV, neuerdings auch CECoV) verläuft meist asymptomatisch oder führt allenfalls zu milden, nicht-hämorrhagischen Durchfällen. Bei Welpen sind auch schwere Krankheitsverläufe mit hämorrhagischer Gastroenteritis möglich. Es kommt zu einem Verlust der Darmvilli, einer Abflachung der Epithelzellen des Dünndarms und einer Ablösung der Becherzellen. Die auffälligsten Symptome sind Erbrechen und wässriger bis blutiger Durchfall, damit einhergehend hochgradige Dehydratation. Das Virus wird über den Kot ausgeschieden, die Dauer der Ausscheidung liegt in der Regel bei unter 2 Wochen.

CCV ist auch für andere Caniden sowie für die Katze und das Schwein infektiös, allerdings ist die Pathogenität bei diesen Tierarten ungeklärt.

Das canine respiratorische Coronavirus (CRCoV) wurde erstmals 2003 bei einem Hund nachgewiesen. Seinen Ursprung scheint dieses Coronavirus im bovinen Coronavirus zu haben, da eine sehr große Similarität zu diesem festgestellt wurde. Allgemein ist das respiratorische Coronavirus häufig im Zusammenhang mit dem Zwingerhusten-Komplex (oder auch Canine Infectious Respiratory Diseases (CIRD) Complex genannt) bei dem Großteil der Hunde nachweisbar.
Bei vielen Hunden mit milden oder moderaten Symptomen wie z.B. Husten oder Nasenausfluss, aber auch bei Hunden ohne klinische Symptome kann das Virus vor allem in der Trachea gefunden werden.

Coronaviren Katze (FCoV)

Bei den felinen Coronaviren (FCoV) unterscheidet man zwei Pathotypen: Zum einen treten sie als schwach virulente enterale FCoV auf. Diese Viren sind reine “Durchfallerreger“, die die intestinalen Epithelzellen befallen. Zum anderen gibt es die durch Mutationen im Spike-Protein veränderte Form, die in der Lage ist, sich massiv in Makrophagen zu replizieren und so die oft tödlich verlaufende feline infektiöse Peritonitis (FIP) auslösen.

Eine Katze aus einem Mehrkatzenhaushalt scheidet das Virus mit höherer Wahrscheinlichkeit aus als eine Katze aus Einzelhaltung. Je höher der Infektionsdruck ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die enteralen Coronaviren mutieren und eine FIP verursachen.

Nach verschiedenen Studien erkranken 1 – 12 % der mit FCoV-infizierten Katzen tatsächlich an einer FIP. Früher hat man zwei verschiedene Ausprägungsformen der FIP unterschieden: die feuchte (exsudative Form) und die trockene (granulomatöse) Form. Heute geht man davon aus, dass jede FIP früher oder später “feucht” wird. Klinisch zeigt sich die FIP von pyogranulomatösen Verdickungen auf Serosen und Organen (vor allem an Leber, Milz, Lunge) bis hin zur hochgradigen Polyserositis mit Bildung von stark viskösen Ergüssen (Ascites, aber auch Thorax-/Pleuraergüsse). Die Katzen entwickeln häufig Anämien mit Ikterus, Abmagerung und hohes Fieber. Es können auch ZNS-Symptome und durch Ablagerung von Präzipitaten eine Uveitis auftreten.

Ein positiver Titer besagt, dass die Katze Kontakt zu Coronaviren hatte. Das ist bei dem größten Teil aller adulten Tiere der Fall. In einem klinisch gesunden Tier sind hohe Titer meist nicht von Bedeutung. Sie lassen nicht darauf schließen, dass diese Katze an FIP erkranken wird. Ausscheider von enteralen FCoV können mittels PCR aus Faecesproben identifiziert werden, mutierte FCoV werden nicht mehr mit dem Kot ausgeschieden. Bei an FIP erkrankten Tieren finden sich häufig auch nur niedrige bis negative Antikörpertiter. Hier ist es zu einer Bindung der Antikörper in Immunkomplexen gekommen; somit sind Antikörper nicht mehr nachweisbar. Zur weiteren Abklärung kann eine Serumproteinelektrophorese und eine Bestimmung des Albumin-Globulin-Quotienten hinzugezogen werden. Diagnostische Hinweise liefert eine Erhöhung der Gamma-Globulin-Fraktion und ein Albumin-Globulin-Quotient unter 0,6. Zusätzlich kann eine PCR auf FCoV aus Ergüssen oder Gewebe ein wichtiger Hinweis auf eine FIP sein und in Kombination mit der Elektrophorese (und Rivalta oder Zytologie) zur Diagnosestellung beitragen.

FIP ist in der Regel als Einzeltiererkrankung anzusehen. Eine Häufung von Fällen in Tierheimen oder Mehrkatzenhaushalten ist auf einen erhöhten Infektionsdruck und eine damit einhergehenden erhöhten Reinfektions- und Virusmutationsrate zurückzuführen.

2023 kam es auf Zypern jedoch zu einem schweren Ausbruch an FIP-Erkrankungen (Attipa et al., in press). Innerhalb von 7 Monaten stieg die Zahl der PCR-bestätigten Fälle im Vergleich zu 2022 um mehr als das 40-Fache an. Nachfolgende Untersuchungen konnten ein hochpathogenes rekombinantes Katzen-/Hunde-Coronavirus nachweisen, welches als FCoV-23 bezeichnet wird. Vorläufige Daten weisen auf eine direkte Übertragung dieses Virus hin: Es scheint FIP zu verursachen, ohne dass eine Änderung des Biotyps erforderlich ist. Wir bieten einen spezifischen Nachweis von FCoV-23 nach einem positiven Corona-PCR-Nachweis an. In den bei Laboklin eingegangenen Proben wurde FCoV-23 schon bei Katzen aus verschiedenen Ländern Europas nachgewiesen.

Coronaviren Frettchen

Das enterale Coronavirus des Frettchens kann v.a. bei adulten Tieren zur epizootischen katarrhalischen Enteritis der Frettchen (ECE) mit schleimigen, grünlichen, übelriechenden Durchfällen führen. Die Ausscheidung erfolgt über Speichel und Faeces.

Die systemischen Coronaviren des Frettchens können eine FIP-ähnliche Erkrankung hervorrufen, die vor allem Frettchen unter 18 Monaten betrifft. Die Symptome können unspezifisch sein (u.a. Diarrhöe, Gewichtsverlust, Lethargie, Hypo-/Anorexie, Vomitus). Teilweise sind neurologische Symptome wie z.B. Parese, Ataxie, Tremor oder Krampfanfälle zu beobachten.

Coronaviren Pferd (ECoV)

Das equine Coronavirus (ECoV), ein Beta-Coronavirus, konnte erstmals 1999 in den USA im Kot eines an Durchfall erkrankten Fohlens nachgewiesen werden. Jüngste Untersuchungen in den USA, Japan und Europa belegen einen Zusammenhang mit Fieber, Koliken und Durchfällen bei vor allem adulten Pferden. Erkrankungen durch das ECoV treten überwiegend in der kalten Jahreszeit auf (November bis Mai), eine Beteiligung der Atemwege konnte bisher nicht aufgezeigt werden.

Zu den klinischen Symptomen zählen vor allem Anorexie, Lethargie, Fieber und Veränderungen in der Kotkonsistenz. Teils treten auch Durchfälle und milde Koliksymptome auf. Selten wurden neurologische Auffälligkeiten (Ataxie, Depression, Festliegen) beschrieben, diese allerdings sekundär bedingt durch eine Hyperammonämie. Im Blutbild zeigt sich eine Leukopenie (Neutropenie/Lymphopenie) und Hypoalbuminämie.

Infektionen mit dem ECoV scheinen selbstlimitierend zu sein, können allerdings sekundär verkompliziert werden (z.B. Dehydrierung oder Darmverlagerung). Die Übertragung erfolgt vor allem über die fäkal-orale Route.

Coronaviren Rind und Wildwiederkäuer (BCoV)

Bovine Coronaviren (BCoV) verursachen enterale und respiratorische Erkrankungen bei Rindern und Wildwiederkäuern. Dazu zählen der Kälberdurchfall, die Winterdysenterie bei adulten Rindern und respiratorische Erkrankungen bei Rindern unterschiedlichen Alters.

Coronaviren Schwein (TGE)

Beim Schwein verursachen Coronaviren die hochkontagiöse, z.T. seuchenhaft verlaufende „transmissible Gastroenteritis“ (TGE). Das TGE-Virus stellt in allen Ländern mit intensiver Schweineproduktion ein wirtschaftliches Problem dar. Einkommensausfälle entstehen in den betroffenen Betrieben durch Ferkelverluste, Wachstumsretention und Minderung der Gewichtszunahmen.

Nach Infektion mit dem porcinen Coronavirus kommt es zu einer lokalen Infektion des Darmtraktes, meist im Jejunum und Ileum. Im weiteren Verlauf kommt es zu einem rapiden Verlust des Zottenepithels. Klinisch zeigt sich dies in einem wässrigen übel­riechenden Durchfall. Die TGE ist eine meldepflichtige Tierkrankheit in Deutschland.