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Allgemeine Informationen

Das Bornavirus ist ein nicht segmentiertes, behülltes RNA-Virus welches das einzige Mitglied der Familie der Bornaviridae darstellt. Dieses Virus löst bei Säugetieren die sogenannte Bornasche Erkrankung und bei Vögeln die neuropathische Drüsenmagendilatation aus.

Seit 2020 gilt in Deutschland die Meldepflicht für Bornavirusinfektionen beim Haussäugetier.

Säugetiere

Zahlreiche Säugetierarten sind empfänglich für dieses Virus. Klinisch relevant ist es vor allem beim Pferd (hier spricht man von der „hitzigen Kopfkrankheit“) und beim Schaf sowie bei Neuweltkameliden. Bei der Katze gilt nur ein Bornafall bestätigt, nachdem die staggering disease neuerdings dem Rustrela-Virus zugeschrieben wird.

Das Bornavirus hat einen ausgeprägten Neurotropismus und löst nicht eitrige Meningoencephalitiden aus, die mit Anorexie, Apathie, Somnolenz und multiplen neuronalen Ausfällen einhergehen. Tiere, die an der Bornaschen Krankheit leiden, entwickeln motorische Störungen und sind verhaltensauffällig. Bei Pferd und Schaf sind neben oben genannten Symptomen vor allem gesenkte Kopfhaltung, Absondern von der Herde, Leerkauen und Speicheln sowie im späten Stadium Festliegen und Ruderbewegungen beschrieben. Eine saisonale Häufung der Erkrankung von März-September ist bei Pferd und Schaf beschrieben.

Die Immunantwort ist oft gering bis gar nicht vorhanden, weswegen eine Diagnose über eine Antikörperbestimmung schwierig ist. Die Inkubationszeit ist unbekannt. Der Verlauf bei einer klinisch manifesten Infektion ist letal (Krankheitsdauer meist 1-3 Wochen). Auch klinisch inapparente Infektionen sind möglich. Beim Menschen endeten die durch das Bornavirus ausgelösten Encephalitiden bisher fast ausnahmslos tödlich.

Das Virusreservoir stellen Feldspitzmäuse dar. Diese sind symptomlos, aber lebenslang infiziert. Andere Säugetiere wie Pferde und Schafe sowie der Mensch können als Fehlwirte fungieren. Die Übertragungswege sind noch nicht gänzlich geklärt, wahrscheinlich erfolgt eine Infektion über die Nervenenden der nasalen und pharyngealen Mucosa. Nach derzeitigem Wissen scheiden Fehlwirte das Virus nicht aus. Natürliche Infektionen von Säugetieren durch Pferde, Schafe oder Menschen sind nicht nachgewiesen. Experimentell sind Infektionen von Pferd zu Pferd (Schaf zu Schaf, Katze zu Katze) möglich.

Vögel

Die neuropathische Drüsenmagendilatation (Proventricular Dilatation Disease, PDD) ist eine weltweit verbreitete schwerwiegende Erkrankung v.a. bei Großpapageien wie Aras, Amazonen oder Graupapageien.

2008 gelang erstmals der Nachweis des bis dahin unbekannten aviären Bornavirus (ABV) bei an PDD erkrankten Vögeln. Mittels Infektionsversuchen konnte anschließend ein ätiologischer Zusammenhang bestätigt werden.

Die PDD betrifft entweder den Magen-Darm-Trakt, das zentrale Nervensystem oder beide Bereiche. Das heißt, einerseits können Verdauungsstörungen wie Durchfall, Erbrechen oder Regurgitation sowie Anorexie und Ausscheidung unverdauter Körner im Kot auftreten. Andererseits kann sich eine PDD durch neurologische Ausfälle wie Ataxien und Koordinationsstörungen, Tremor oder Paresen äußern. Beide Symptomkomplexe gehen mit Depression, allgemeiner Schwäche und starker Abmagerung einher.

Neben perakuten und akuten Todesfällen beobachtet man vor allem bei älteren Vögeln auch chronische Krankheitsverläufe. Zudem können klinisch inapparente Vögel mit dem Virus infiziert sein. Zuchtbestände und Neuzugänge sollten daher auf eine Infektion mit ABV überprüft werden.

Aviäre Bornaviren sind RNA-Viren, die eine hohe genetische Divergenz aufweisen. Daher schließt ein negatives Ergebnis eine PDD nicht mit Sicherheit aus, da ggf. auch andere, bislang noch nicht beschriebene Virusvarianten zu dieser Erkrankung führen können.

Der sicherste Nachweis einer ABV-Infektion erfordert eine Kombination aus Antikörper- und Erregernachweis. Bei einigen Vögeln gelingt nur der Nachweis von Virus-RNA, bei anderen sind nur Anti-ABV-Antikörper nachweisbar, während wieder andere in beiden Tests positiv reagieren. Beide Testergebnisse sind immer im Zusammenhang mit der klinischen Symptomatik zu interpretieren.