Zystin-Kristallurie
Zystinkristalle sind farblos und haben eine charakteristische sechseckige Form (Benzolring), mit gleichlangen oder ungleichlangen Seiten (Abb. 25-26).
Sie können einzeln auftreten, lagern sich aber meist zu Schichten zusammen. Sie lassen sich leichter bei verminderter Lichtintensität feststellen, denn sie sind dünn. Zystinkristalle bilden sich am häufigsten in konzentriertem sauren Urin. Wenn deutlich alkalischer Urin als Folge von Infektion oder Kontamination von urasebildenden Bakterien produziert wird, kann dies zur Auflösung von Zystinkristallen führen. Der Zusatz von Eisessigsäure mit anschließender Kühlung und Zentrifugation kann die Entdeckung von typischen Kristallen in alkalischem Urin fördern. Zystinkristalle sind unlöslich in Essigsäure, Alkohol, Azeton, Äther und kochendem Wasser. Sie lösen sich in Ammoniak und Salzsäure.
Interpretation
Zystinkristallurie ist kein unbedeutsamer Befund. Zystinsteine können sich bei Hunden und Katzen mit der Stoffwechselstörung Zystinurie entwickeln, jedoch bilden nicht alle Patienten mit Zystinurie Zystinharnsteine. (Siehe auch Diskussion von Magnesiumphosphat- und Harnsäure- Kristallurie bezüglich Einzelheiten über die Differenzierung von Zystinkristallen von Struvit- oder Harnsäurekristallen).
Einige im Harn ausgeschiedene Medikamente können Kristalle bilden. Vielleicht die bekannteste medikamentenbedingte Kristallurie bei Hunden und Katzen ist die bei Sulfonamideinnahme auftretende. Sulfonamide können im Urin in charakteristischen Bündeln von durchsichtigen oder bräunlichen Nadeln ausfallen, gewöhnlich exzentrisch gebündelt (Abb. 27-29). Sie können auch als amorphe Kristalle oder Kugeln mit radiärer Streifung erscheinen (Abb. 30). Ein positiver Lignintest bestärkt die Diagnose Sulfonamid-Kristallurie.
Bei Menschen zeigen Leuzinkristalle eine ernsthafte Lebererkrankung an. Die Bedeutung von Leuzinkristallen bei Hunden ist bis jetzt nicht ausführlich erforscht. (Siehe auch: Cystinurie beim Neufundländer)