Struvit-Kristallurie

Magnesiumammoniumphosphat- (Struvit-) Kristalle treten typischerweise auf als farblose, orthorhombische (d.h. mit drei ungleichen Achsen, die sich in rechten Winkeln überschneiden) sargähnliche Prismen. Sie haben oft drei bis sechs oder mehr Seiten und haben oft stumpfe Enden  (Abb. 32-39). Sechs- bis achtseitige Struvitkristalle bei Katzen werden manchmal irrtümlich für Zystinkristalle gehalten  (Abb. 40-41). Jedoch treten sie im Gegensatz zu Zystin gemeinsam mit anderen Formen von Struvit auf und lösen sich umgehend nach Ansäuerung mit verdünnter Essigsäure. Gelegentlich lagern sich Struvitkristalle zu farnähnlichen Gebilden zusammen. Die scharfen Umrisse von Struvitkristallen, die charakteristisch für frischen Urin sind, im können während der Auflösung federartig oder mottenzerfressen werden.

Interpretation
Struvitkristalle treten häufig bei Hunden und gelegentlich bei Katzen, zusammen mit freiem Ammoniak auf, das bei der mikrobiellen von Urease ausgelösten Hydrolyse von Harnstoff produziert wird. Struvitkristalle treten auch häufig bei Katzen und gelegentlich bei Hunden in Abwesenheit fest- stellbarer Urease auf. In diesem Fall wird die Ammoniakkomponente des Struvits wahrscheinlich von der Nierentubuli erzeugt. Zusammengesetzte Harnsteine, die variierende Mengen an Sulfonamiden enthalten, wurden bei Hunden  und Katzen gefunden. Andere Arten medikamentenbedingter Kristallurie sind nur beim Menschen beschrieben. Röntgenkontrastmittel wie Urografin® (Schering) und Uromiro® (Heyden) können im Harn ausfallen als pleomorphe Nadeln, die einzeln oder in Bündeln auftreten. Ampicillin kann in saurem Urin als dünne farblose Nadeln ausfallen. Primidon kann als sechseckige Plättchen ausfallen, die Kalziumoxalatmonohydrat ähneln. Ciprofloxazin kann in alkalischem Urin als Bündel mit exzentrischer Bindung ausfallen.

Abb. 32)
Mikrophotographische Aufnahme von Magnesiumammoniumphosphat-Kristallen im Harnsediment eines 11-jährigen männlichen Englischen Cockerspaniels mit Struvitblasensteinen.

Abb. 33)
Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme eines Magnesiumammoniumphosphat-Kristalls im Harnsediment eines einjährigen Zwergschnauzers mit Struvitblasensteinen.

Abb. 34)
Mikrophotographische Aufnahme von Magnesiumammoniumphosphat-Kristallen im Harnsediment eines 13 Wochen alten männlichen Springer Spaniels mit Harnwegsinfektion hervorgerufen durch Proteus mirabilis.

Abb. 35)
Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von Magnesiumammoniumphosphat-Kristallen im Harnsediment des Hundes von Abb. 34

Abb. 36).
Mikrophotographische Aufnahme der Zusammenlagerungen von Magnesiumammoniumphosphat-Kristallen im Harnsediment eines Hundes.

Abb. 37 )
Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von Magnesiumammoniumphosphat-Kristallen im Harnsediment einer 4- jährigen Langhaarkatze.

Abb. 38 )
Mikrophotographische Aufnahme von Magnesiumammoniumphosphat-Kristallen im Harnsediment einer 5-jährigen Kuh.

Abb. 39 )
Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von Medikamentenbedingte Magnesiumammoniumphosphat-Kristallen im Harnsediment der Kuh von Abb. 38 Kristallurie.

Abb. 40 )
Mikrophotographische Aufnahme von Magnesiumammoniumphosphat-Kristallen im Harnsediment eines 2-jährigen kastrierten Kurzhaarkaters.

Abb. 41 )
Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von Magnesiumammoniumphosphat-Kristallen im Harnsediment der Katze von Abb. 40.